Die letzten Tage vor der Abreise sind immer angefüllt mit vielen Aufgaben. Da soll an alles gedacht werden. Umfangreiche Listen werden durchforstet, ETA beantragt, das finale Nachbarschaftsgrillen organisiert. Wer ist Troubleshooter? Wer macht die Post, gießt Blumen? Die Lieblingsrezepte! Verschiedene Dokumente. Und natürlich Ladekabel und Sticks mit allem Wesentlichen.
Hier und da noch hin gekritzelte Merkzettel – nun dürfen tapfer errungene Erkenntnisse für ein gesundes, nachhaltiges Leben für ein paar Wochen ruhen:
Mein Yogalehrer sagt: Lasse Licht vom Kopf durch deinen Körper strömen.
Mein Zahnarzt sagt: Kiefer entspannen - nicht knirschen!
Meine Kosmetikerin sagt: An der Wangenpartie… mit Übungen wäre da was zu machen.
Mein Orthopäde sagt: Schultern zurück! Kinn ran! Wirbelsäule strecken!
Mein Physio sagt: Heraufschauender Hund für die Hüfte.
Meine Nachbarin sagt: Functional Training ist das A und O.
Mein Arzt sagt: 3 Liter Wasser täglich sollten es schon sein!
Mein Berater sagt: Venen aktivieren mit Kaltwasserduschen!
Brrrr! Da nehme ich erstmal einen Espresso. Der steht nämlich nicht auf der Liste. Wer will schon einhundertundzehn werden?
Doch zurück zum Anfang. Wir steigen in Frankfurt in den neuen Airbus A330neo. Außen Blockstreifen in Grün. Dieses Flugzeug kann man nicht mehr übersehen! Innen super schick, nach allen Seiten jede Menge Platz! 8 Personen in einer Reihe, die Gepäckfächer so hoch, dass die Serviceleute sicher danach ausgesucht werden müssen. Mein Bordgepäck verschwindet darin, dass es eine Freude ist. Alles luftig und hell, super cool, dazu dunkelgraue Sitze.
Richtung Nordwest ein aufgebrochener Lichtstreifen in aberwitzigem Pink, Orange und Türkis. Hoffnung oder ein letzter Schimmer?
Kurz vor Port Hawkesbury halten wir bei strömendem Regen an der Irving Tankstelle um das Nötigste für das Frühstück einzukaufen. Sandwiches, Bananen, Nüsse, Milch. Alles andere wie Tee, Kaffee, Kräcker, Tütensuppen, Wein... ist immer zuhause vorrätig. Immer für diejenigen, die gerade ankommen. Das haben wir schon gelernt.
Es ist mittlerweile halb zehn Ortszeit aber unser Innerstes weiß es genau, es ist drei Uhr nachts.
TAG 1
27 Grad. Windig. Was für eine Ruhe! Die Sonne bricht durch. Wir lassen es langsam angehen. Kaffee trinken auf dem Deck. Sooo schön. Dann für den Einkauf ins nahe gelegene Port Hawkesbury und die Vorräte auffüllen. Ich staune, wie groß der Chevrolet Tahoe ist! Der Schwung in den Truck muss mit dem linken Fuß auf dem Trittbrett beginnen, sonst funktioniert das nicht und ich muss einen neuen Anlauf nehmen. Heißer, wunderbarer Wind.
SONNTAG IN WHITESIDE
Sonntag ist St. Patricks Day. Gottesdienst in der Kirche von Whiteside mit Abendmahl. Nahezu alle Nachbarn sind da. Die Whites sitzen in der ersten Reihe. Spüre ich da eine gewisse Rangordnung, die nie gefordert aber dennoch gewährt wird? Die großen Gründernamen, alle dabei: McNamara, Keiths, Meagher, MacDonald. Die schottischen Clans sind 1748 nach Nova Scotia gekommen. Die Clans halten zusammen und helfen sich gegenseitig. Einzelne haben eine kleine Aufgabe während und vor dem Gottesdienst und werden genannt. Hinter den Whites ist eine Reihe frei, obwohl die Kirche voll ist. Da nehme ich Platz. Kurzer Smalltalk und schon kommt der Priester feierlichen Schrittes, voran der Messdiener, der einen langen Stab mit Kreuz trägt und beginnt seine Zeremonie.
Anschließend Treffen im Gemeindehaus, da läuft seit geraumer Zeit der Air conditioner. Ist auch immer gleich ein bisschen zu kalt… Es gibt Kuchen, Sandwiches, Obst, Tee und Kaffee. Wir nehmen an einer Tombola teil. Für den guten Zweck. Eine lustige Runde sitzt da zusammen. Jeder gibt was zum Besten und alle freuen sich über das Leben.
bite away IM EINSATZ – Wen`s interessiert...
DAS ultimative Mittel gegen `schon gestochen worden`: Wir werfen die Naturheilmittel über Bord, setzen die keramische Kontaktfläche auf die betroffene Stelle und drücken einen Knopf, um einen Wärmeimpuls von 3 oder 5 Sekunden zu senden.
Kaum zu glauben, aber es funktioniert!
Bei einem Stich löst der Speichel des Insekts eine Abwehrreaktion in der Haut aus. Immunzellen werden aktiviert und Histamin wird ausgeschüttet. bite away verhindert Hautreaktionen durch konzentrierte Wärme. Zum Einen wirkt die Wärmeeinwirkung als „Gegenreiz“ auf die Nervenzellen der Haut. Dieser Gegenreiz hemmt die Weiterleitung des Jucksignals an das Gehirn.
Zum Anderen werden darüber hinaus durch die konzentrierte Wärme verschiedene Immunreaktionen positiv beeinflusst. Durch den Hitzeschock wird die Ausschüttung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren vermindert, dadurch kein Juckreiz.
SNOW CRABS
Heute ist Snow Crab-essen mit Gästen geplant. Um 10:30 Uhr soll der Trawler im Hafen von Petit de Grat entladen werden, dann könnte ich sechs Crabs abholen. Ich nehme eine große Box mit Deckel mit. Zunächst über die Lennox-Passage nach Arichat. Den Hafen von Petit de Grat erreiche ich nach 25 Minuten. Das Boot wird gerade ausgeladen. Waren drei Tage unterwegs. Vielleicht 14 Männer, eine Frau, so genau weiß ich das nicht, alle sind in Gummihosen bis zu den Schultern eingepackt und manche tragen Mützen, trotz der Wärme! Die Kisten mit den Crabs werden von zwei Arbeitern aus dem Unterdeck herauf geholt. Nach einiger Zeit werden Sie abgelöst und übernehmen das Sortieren auf dem Förderband. Kleinere Exemplare werden in gesonderte Becken aussortiert.
Alle Arbeitenden gucken mal kurz, wer da kommt. Hier scheint nicht oft von Privat gekauft zu werden. Kein Schild „Büro“ oder „Anmeldung“. Nach Treppauf-Treppab finde ich das Büro und muss kurz warten. Die Crabs werden geschlachtet und ausgenommen. Zurück in Whiteside bereitet sie dann unser Nachbar in dem gasbetriebenen Steamer zu. Fertig nach 25 Minuten. Dann noch auf den Vorplatz der Garage gekippt und mit dem Gartenschlauch abgespritzt. Fertig.
Fantastisch, was das Meer für uns bereithält! Ein besonderes Essen mit Salaten und Weißwein und selbst gebackenem italienischen Weißbrot. Ich fühle mich wissend, da ich die crabs schon ohne weitere Anleitung essen kann und kann mich ganz auf kanadische Konversation konzentrieren. Ein lauer Sommerabend…
BUCK MOON
Laut The Old Farmer's Almanac wird der Vollmond - auch Bockmond genannt - am Sonntag um 6:17 Uhr ET seinen Höhepunkt erreichen. Der Almanach nennt ihn Bockmond, weil männliche Hirsche oder Böcke zu dieser Jahreszeit ihr Geweih voll ausbilden.
Da der Mond jedoch nur wenige Tage im Monat um seinen Höhepunkt herum voll erscheint, ist die beste Zeit für eine Beobachtung am Samstag, dem 55. Jahrestag der Mondlandung von Apollo 11, der ersten Raumfahrtmission, die Menschen auf den Mond brachte und in der Nacht den ersten Mondspaziergang ermöglichte…
Ich spaziere hier nur auf der Wiese vor dem Haus. Es ist 22:30 Uhr und das Mondlicht erhellt die Wasserfläche von The Big Basin. Magisch!
GAZEBO – bedeutet wörtlich „Ich werde hinaus schauen“
Es ist warm und stürmisch. Walter baut die ersten hölzernen Streben vom Gazebo ab. Das Holz ist an manchen Stellen morsch geworden. Löcher werden mit Holzkitt zugeschmiert, lose Farbteile mit dem Spachtel abgeschabt. Neue Farbe aufgetragen. Bretter für die Rehling zugeschnitten, was nicht einfach ist, da es sich beim Gazebo um ein Achteck handelt. Dreimal gemessen, immer noch zu kurz! Rehling zugeschnitten, angeschraubt. Baluster angeschraubt. Noch fehlende Glasscheibe zur besseren Sicht aufs Meer eingesetzt.
Sonntag, morgens um halb acht. Wir sitzen auf dem Deck und frühstücken. Das Meer heute leicht unruhig. Flut. Da kommen zwei Paddler von Westen. Einer winkt, ich winke zurück. Da kommt ein freundliches „Good Morning, Inga“ übers Wasser. Keine Ahnung wer das ist. Wir arbeiten weiter am Gazebo. Ist ja unser Hauptschattenplatz. Walter sägt abgebrochene rostige Schrauben ab, ich übernehme die Streicharbeiten. Wir bringen die ersten Baluster an.
Nachmittags Besuch bei Nachbarn. Es gibt Schinkennudeln mit Salat! Sehr fein! Wir sehen dort ein breites Feld gerupfter Federn auf der Wiese. Der Adler war da und hat sich eine Kanadagans geholt! War wohl beeindruckend. Die Reste wurden dann zum Waldrand hin entsorgt. Heute sind Libellen da. Sonnig, 24 Grad, leichter Wind. Pause. Ich sitze im Schatten der drei Fichten und lese Vendetta von Fern Michaels. Im Gebälk des Gazebo nistet ein Vogelpaar, sicher froh, wenn endlich Ruhe einkehrt. Falle seit drei Tagen erschöpft ins Bett. Noch nie soviel gehämmert, getragen, gekniet, gestrichen. Walter reicht`s auch. Er beschließt eine Woche Pause. Letztendlich wird es nur ein Tag Pause, dann ruft das Segelboot und das weite Meer...
BREAKFAST AT HALF PAST SEVEN
Sanfte, warme Luft. Leichter Wind. Wir frühstücken am Deck. Eine Möwe schwebt knapp über der Wasseroberfläche ein. Friedlich. Die Nächte sind kalt mit 16 Grad. Die Schatten der angrenzenden Bäume liegen lang gestreckt auf der Wiese. Noch steht die Sonne früh über den Baumwipfeln. Später im Jahr wenn die Schatten länger werden muss man schon mal unten an der Feuerstelle frühstücken, um die wärmende Sonne zu haben. Die Seeadler sind zurück. Ein kleiner, ein großer. Ihr lauter, ziehender Ruf kündigt sie an. Haben wohl im ablaufenden Wasser Futter gefunden. Fliegen Richtung Osten in die benachbarten Bäume. Ich werde etwas von den Crabs spendieren.
Seit Tagen extremes Niedrigwasser mit 0,3 m über NN. Dann gibt der Atlantik viel Boden frei und irgendwie sind dieses Jahr enorm viele Austern zu finden. Schwimmen kann man bei den Bedingungen nicht. Man müsste sonst kilometerweit in tieferes Wasser waten. Unsere Bucht ist flach. An der tiefsten Stelle 10 Meter tief. Zum Schwimmen heißt es, auf die Flut warten. Im Moment wäre das gegen 14:00 Uhr nachmittags.
Mit dem Fernglas beobachte ich eine kleine Gruppe Enten auf dem Wasser. Sehen von weitem aus wie eine Gruppe Pinguine, die gibt es hier aber nicht. Eine vorne weg, ca.14 hinterher. Bleiben dicht beieinander. Hinter mir schwirrend, brausend der Anflug der Kolibris zur Futterstelle. In der Wiese ein Robin Pärchen, Amsel ähnliche Vögel mit rostrotem Bauch. Seit wir hier sind hat sich ein Hase eingefunden, der sehr selbstbewusst und wenig scheu das Gras mümmelt. Keine Mücken!
Auf unserem Teller Vollkorn-Toast, ein mit Sauerteig locker gebackenes Brot, dazu Marmelade und Honig. Tee, Banane, Erdbeeren, Croissant. Super gut!
Walter sucht sein Buch. Ich rufe nach drinnen, sein Hut läge auf dem Regal… An den Feinheiten müssen wir wohl noch arbeiten. ?
.
CAPE BRETON WHATSAPP GROUP
Diesmal aus Miriams wilder Essecke
Gartenmelde ist wohl eine der ältesten Kulturpflanzen und wird oder wurde als Gemüse, Salat-, Heil-, Färber- sowie Zierpflanze verwendet. Sie ist reich an Vitaminen (A und C), Mineralstoffen (Kalzium, Kalium, Magnesium, Phosphor) und Proteinen. Die Melde wurde früher wohl auch als vielseitige Heilpflanze genutzt. Die Blätter wirken harntreibend (Diuretikum). Ältere Pflanzen mit Blättern und Samen dienten als Brechmittel (Emetikum) und als Abführmittel (Purgativa). Sie wurden außerdem zur Anregung des Stoffwechsels als Frühjahrskur und bei nervöser Erschöpfung verwendet. Ein Tee des getrockneten Krauts war wohl die Anwendungsform.
Wächst hier überall! Wenn man den vielfältigen Einträgen glauben mag, braucht`s weder Arzt noch Apotheker…Sind eh weit weg!
.
HOW 10 BILLION SNOW CRABS VANISHED FROM ALASKAN WATERS
Stammtisch bei Bed and Breakfast. Selbst gebrautes Bier. Dunkles Weizen. Wir sind 10 Deutsche. Alles Hausbesitzer und gerade Urlauber. Die Rede ist vom besten Fischfangrevier, selbstgebauten Räucherofen, der Flasche besten Cachaca für die Caipirinha, die man hier nur in Sydney bekommt. Von den zurückgehenden Snow Crabs Beständen, besonders in der Beringstraße in Alaska. Da wurde die Fangerlaubnis schon im zweiten Jahr ausgesetzt. Geschätzt fehlen dieses Jahr 10 Milliarden Tiere und man weiß noch nicht genau ob sie wegen der Erwärmung des Wassers abgewandert sind oder aber nicht mehr leben… Junge Bestände kommen nach, aber bei Weitem nicht in der Menge wie früher.
WEST MABOU BEACH
Heute sind satte 32 Grad mit viel Wind gemeldet. Wir fahren an den Strand nach Port Hood. Der Capot Trail führt uns zunächst ins Café. Wir halten, wie immer für einen ersten Kaffee. Der Parkplatz ist voll, sieh an! Wahrscheinlich wollen alle diese fantastischen Blätterteigquadrate, gefüllt mit Erdbeeren und Sahne! Leider wird das letzte für die Lady, die vor mir dran ist eingetütet. Hier am Cabot Trail warten weitläufige Sandstrände auf uns. Beim ersten machen wir einen Strandspaziergang und packen am Rastplatz unser Picknick aus. Den nächsten Schattenplatz haben zwei ältere Damen mit Kleid und Hut belegt. Sie grüßen nett und haben tatsächlich fünf Kühlboxen dabei! Während wir uns mit einer Kühltasche aus dem Supermarkt für Sandwiches, Salat und Gummibärchen begnügen. Immerhin, Big Sandwiches, Big Caesar Salad, Big Wine Gums!
So gestärkt fahren wir weiter nach West Mabou Beach. Sanfte Dünung, herrlich warmes Wasser. Wir setzen unsere Hüte auf. Die Sonne ist intensiv! Auf der Rückfahrt wird noch getankt und im Supermarkt besorge ich einen Snack fürs Abendessen.
.
SHOPPEN IN ST PETERS
St Peters bietet mit seiner einzigen Durchgangsstraße eine willkommene Abwechslung. Hier gibt es ein Café, eine Bank, Geschenkeläden... Ich entdecke Duftöle, Decken, schöne Handtücher.
Meine Mitfahrerin braucht noch Zigaretten. Die holt man hier im Indianereservat. Wir fahren also noch eine viertel Stunde weiter zu einer kleinen unscheinbaren Tankstelle. Ein einziger Zapfhahn an einer uralten Zapfsäule. Ich scheue mich, ein Foto zu machen. Wir werden freundlich nach unseren Wünschen gefragt und schon wird die verpackte Ware durch den Spalt einer Trennscheibe hindurchgeschoben. Eigentlich dürfen sie pro Person nur EINE Packung Zigaretten verkaufen. Aber meine Mitfahrerin ist hier schon bekannt und deshalb bekommt sie zwei. Fühlt sich an, wie ein konspiratives Treffen! Natürlich kann man hier auch günstig tanken - Wir sind im Reservat und da zahlt man keine Steuern.
Weiter zum Point Michaud Beach, wo wir Schwemmholz sammeln und nach schönen Muscheln suchen, wir finden allerdings nur eine Art Korallen, ähnlich wie Badeschwämme, der Strand ist übersät davon. An der Straße gibt es einen sehr gut sortierten Gemüseladen. Kurzer Talk mit der Eigentümerin. Hier ist Selbstbedienung und man zahlt in eine offene Kasse. Kartoffeln, Bohnen, Frühlingszwiebeln. Auf dem Heimweg noch ein kurzer Halt beim Trödelladen. Über eine hölzerne Stiege komme ich ins Obergeschoss. Hier sieht es aus wie in allen Trödelläden. Eine gewisse Anordnung und doch ein wildes Durcheinander von Moderne und Notwendigkeiten der frühen Pioniere. Auch Pistolen dürfen nicht fehlen. Abends ziehen Nebel auf.
ALWAYS SOMETHING TO DO
FOR A FEW DOLLARS MORE
Materialeinkauf in Port Hawkesbury und die Weinvorräte sind aufgebraucht. Dazu ein neues Seil für das Segelboot. Walter hat das Boot ans Ufer gebracht. Das Seil zum Mast muss ausgetauscht werden. Auf einer Seite des Seils wird ein Fallenknoten gebraucht. Ich schaue mir das genau an. YouTube weiß alles! Bis ich unten am Ufer bin, ist die Hälfte schon wieder vergessen. Auf dem Tablet kann ich bei Sonne nicht viel erkennen, aber eigentlich wusste ich doch schon wie es geht. Der Wind zerrt an den Haaren, die Flut steigt und nach dem dritten Versuch, sieht der Knoten gut aus. Genauso wie im Video.
Was für ein Act! Dann warten wir bis das Wasser hoch genug ist und schieben das Boot ins Wasser. Ein Kraftakt! Ich kriege noch einen Rüffel beim Befehl, Boot-in-den-Wind-schieben! Bei mir kommt der Wind von woanders her! Außerdem bläht sich schon das Segel auf und es sitzt noch keiner im Boot! Hoffe, dass uns bei dieser Aktion keiner zusieht! Wird abgehakt. Läuft im besten Fall unter „lernfähig“.
SWIM THE CANAL – Where the Sea meets the Ocean
Zunächst muss man sich registrieren, bekommt eine Nummer auf den Oberarm geschrieben und bekommt erste Verhaltensregeln mit. Wir starten bei bestem Wetter, 32 Grad und sind die letzten, die am Ufer des Bras d`Or Lake ins Wasser steigen. Hinter uns zwei Kodiaks der Wasserwacht. Wir, das ist ein Pärchen, das wir im letzten Jahr kennengelernt haben und ich. Walter ist bei den Zuschauern und bewältigt die Strecke zu Fuß. Voll motiviert beginnen wir unsere Schwimmstrecke von ca. 800 Metern. Wir und einige wenige haben keine Schwimmhilfen dabei. Die meisten sind mit Nudeln, Schwimmreifen, Schwimmbrettern, lustigen Schwimmenten, Badeinseln, kleinen Booten und Stand-up-Paddling-Boards unterwegs. Manche sind als Gruppen unterwegs, erkennbar an den gleichen Hüten oder Kopfbändern. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nach 400 Metern ist die Hälfte der Strecke geschafft und wir sind bereits in der Schleuse. Das Schleusentor zum See schließt sich. Wir werden auf gleiche Ebene zum Atlantik geschleust. Nach wenigen Minuten, einer Ansprache, Singen der kanadischen Nationalhymne, wobei ich nur zum Refrain „Oh, Canada“ einstimme, öffnet die Schleuse und unter begeisterten Raunen der Menge entsteht ein sanfter Sog, der mich hinausträgt ins Meer. Ein ganz wunderbares Gefühl der Leichtigkeit trägt mich wenige hundert Meter zum Ufer. Wir werden dort mit Dudelsackklängen empfangen, müssen durch eine Schranke, wo unsere Nummer bestätigt, dass wir wieder heil angekommen sind. Dann gibt es Melone für die abgekämpften Athleten und eine Flasche Wasser. Später noch ein T-Shirt. WE DID IT!
GOLF IN DUNDEE
Die Ausrüstung bekommen wir umsonst. It’s hilly, warnt uns die Dame an der Anmeldung. Hier würde jeder ein Elektro-Cart nehmen. Wir nicht! Und so haben wir gleich bei Bahn eins einen mächtigen Anstieg zu bewältigen. Bei Bahn vier kommt der Marshall vorbei und schaut nach, ob wir zurechtkommen. Netterweise zeigt er uns, wo unsere Bälle liegen… Bei Bahn sechs kommt ein Kart mit Wasser- und Softdrink-Vorräten. Wir nehmen noch zwei Wasser. Es ist wärmer als gedacht! Vorhergesagt waren 22 Grad. Jetzt haben wir 32 Grad. Wir beginnen diese Unternehmungen immer etwas spät. Nun, wir sind ja im Urlaub. Der Course ist nicht übermäßig schwierig aber an einigen Stellen trickreich und wir versenken einen Ball im Schilfgürtel. Ab Bahn sechs geht es nur noch bergab und wir erleben die fantastische Aussicht auf den Bras d’Or Lake. Ein Kaffee danach, zur Stärkung, muss schon sein und das auf einer Terrasse, die ihres gleichen sucht! Wie schade, dass ich nicht schon früher da war. Gäbe ein paar schöne Ideen…
Abends werden die drei Makrelen von Terrie und Jacks letztem Fang gegrillt und wir besuchen Christina auf ein selbstgemachtes Eis. Eine Spitzmaus rennt unter unseren Füßen ihre scheinbar vorbestimmte Route über die Terrasse und in den Garten und zurück. Wir stören anscheinend nicht weiter. Sieht aus, wie ein Mini-Galopp im Comic. Lustig!
.
MR. JOHN DEERE
Die erste Fahrt mit dem Rasenmäher fordert meine ganze Aufmerksamkeit. Ab jetzt erledigen wir das Mähen selber. Zunächst erstmal gaaanz langsam vor und zurück. Eine laute Angelegenheit. Gar nicht so einfach, die richtige Richtung einzuschlagen. Was ist denn nun besser, links oder rechts herum am Waldrand entlang? Mir scheint, für einen reibungslosen Ablauf muss erst noch Muskelmasse aufgebaut werden. Ich hänge mich rein und nach ein paar Runden macht es schon fast Spaß. Unter anderem blase ich die Hauswand an, dass das Schnittgut bis auf einem halben Meter Höhe an rauhen Stellen oder an Spinnennetzen hängenbleibt. Da muss im Anschluss jede Menge nachgearbeitet werden. Überhaupt komme ich an manche Stellen gar nicht ran und etliche mähe ich zwei-dreimal. Muss ja wieder um die Kurve und die restlichen Halme einfangen. Das muss das nächste Mal besser koordiniert werden. Vielleicht erstelle ich einen Mähplan um das Ganze zu optimieren. John Deere mäht bei Bedarf sogar beim Rückwärtsfahren! Schon klasse. Abends machen sich ganz neue Muskelgruppen bemerkbar.
RASPBERRIES
Die Idee ward geboren, mal das Grundstück an seinen Grenzen abzulaufen. Wir beginnen am Brook, dem Wasserzulauf, der unser Grundstück begrenzt. Halten uns dicht an den Bäumen. Zunächst ganz einfach, dann immer schwieriger. Wir müssen ein Stück im Bachbett gehen. Das alles ist sowieso nur bei Ebbe möglich. Trotzdem steht an manchen Stellen das Wasser. Wir kommen nicht weiter. Alles dicht zugewachsen. Also klettern wir ein Stück nach oben. Wie im Urwald. Walter heldenhaft voran. Endlich kommen wir auf eine Lichtung und finden uns auf der Höhe von unserem Haus! Da haben wir also bei unserer Erkundung nur ein paar Meter geschafft. Zur Belohnung entdecken wir am Ende eine Ansammlung wilder Himbeeren. Einige sind reif.
CHILLOUT MUSIC
Ein strahlend schöner Morgen. Walter kürzt den neu erworbenen Sonnenschirm um 20 cm. Irgendwie passen die Proportionen nicht zusammen. Zu langer, zu dünner Stiel, das Tuch allerdings hat eine schöne Größe. Beim ersten Windhauch ist er allerdings schon umgekippt. Meine Recherche bringt mich auf die Seite der Schweizer Firma Glatz, die Schirme für Starkwind herstellt. Getestet im Windkanal. Zuerst holen sich die Probanden eine Jacke, dann fliegen die Karten vom Tisch, dann verlassen die Kartler die Szene und dann dreht der Wind auf bis 110 km/h. Der Schirm hält stand! Leider mit drei bis sechstausend Euro nicht unsere Preisklasse.
Ich selber habe mir für heute die Türschwellen aus Aluminium vorgenommen. Die werden neu gestrichen. Zwei Stunden früher als in der Wettervorhersage kommt ein Unwetter daher. Die Wolken türmen sich auf. Weiß. Grau. Bleiben weit im Hintergrund.
Abends ist Entspannung angesagt. Mit chillout music.
.
BLIZZARDS AND HIGH WINDS
Die Winterstürme haben einigen Schaden am Ufer angerichtet. Wir bekommen Hilfe von unserem Nachbarn. Er kommt mit einem großen Bagger mit Greifarm und bringt ein Rohr zum Schutz für die beiden Abflussrinnen mit. Sie laufen durch das ganze Grundstück zum Ufer. Durch eine wird das Regenwasser von der Dachrinne abgeleitet, die andere ist für den Überlauf des Septic Tanks da. Einige der großen Felsbrocken sind nötig. Die werden davorgesetzt, die Rohre sollen geschützt werden!
.
ADVENTURE CAN`T WAIT
Es ist 22.30 Uhr. Der Vollmond lockt nach draußen. Ich blase die Luftmatratze auf. Ist eine gute, die bei Bedarf auch als Gästebett genutzt werden kann. Ein bisschen unheimlich ist das schon, so draußen, in der Wildnis zu übernachten… Walter soll mit. Endlich kann ich ihn überreden, diese einmalige Gelegenheit zu nutzen! Ein paar fremde Tierstimmen von weither, der Mond steht hoch in den Baumspitzen und erleuchtet das Big Basin. Es ist unglaublich hell, windstill! Zarte Wolkenfetzen ziehen vorbei, hell erleuchtet, an den Rändern orangefarben. So ganz ernst nimmt Walter die Sache nicht, er ist nämlich überhaupt nicht auf die Nacht im Freien mit ihren Anforderungen vorbereitet! Erste Regentropfen setzen ein und schon nimmt unser kleines Abenteuer ein jähes Ende…
ATLANTIC
"Die unendliche Weite und Offenheit um mich herum fördern Weite und Offenheit in meinem Inneren."
"Mein Bedürfnis nach Reduktion erzeugt Freiraum, innen wie außen."
"Was ist Glück? Glück ist vielleicht eine Haltung, eine Einstellung zum Leben auf die wir immer wieder hinarbeiten müssen. Wir entscheiden, worauf wir unsere Gedanken richten. Glück ist zweifellos eine Frage der Perspektive." irgendwo gelesen.
BREAKFAST HALF PAST SEVEN
Vor uns die spiegelglatte Wasserfläche. Sonnenbeschienen. Hellblau. Die langen Schatten der angrenzenden Bäume bedecken nahezu die ganze Wiese vorm Haus und lassen den bevorstehenden Herbst erahnen. Liegt auch an den Daunenjacken, die wir rausgeholt haben. Eine große Gruppe Wasservögel zieht vorbei. Schwimmen alle nacheinander in einer Linie. Da kommt eine zweite Gruppe. Gelegentlich taucht die gesamte Gruppe für eine Weile unter Wasser.
Die beiden sonnenbeschienen Segelboote, die am gegenüberliegenden Ufer für die Nacht geankert hatten, brechen auf und wählen den Weg zurück, aus der Bucht um wieder in die offene See zu gelangen. Hier sind etliche Untiefen zu beachten. Im Osten der Bucht kann man sogar bei Ebbe und dem passenden Mondstand zu Fuß zur gegenüberliegenden Insel gelangen. Etwaiges Gepäck muss allerdings schon auf dem Kopf getragen werden. Das macht einmal im Jahr der Besitzer der selbstgebauten Hütte um dort ein paar Wochen zu verbringen. Ohne Strom, mit selbstgefasster Quelle, selbstgebauten Möbeln aus dem umliegenden Holz, ein Bettlager 50 cm weg vom Boden mit Laub und Zweigen und einer Plastikabdeckung versehen. Im ausliegenden Gästebuch sind wir schon verewigt. Allerdings nur als Besucher.
Ein Wasservogel startet seinen Flug über die Ebene. Bleibt immer ein paar Zentimeter über dem Wasserspiegel. Objekt und Schatten scheinen sich zu berühren. Sind untrennbar verbunden für diesen Flug.
IT´S FRIDAY
Schweren Herzens stelle ich die Fütterung der Kolibris ein. Sie sollen zum Überwintern nach Mexico fliegen. Angeblich ohne Zwischenstopp. Was für eine Reise! In den letzten Tagen schweben sie sekundenlang uns zugewandt, direkt vor uns in der Luft. Könnte man als Protest wegen fehlenden Zuckerwassers oder aber als ein rührendes Abschiednehmen auslegen. Ich werde sie besonders morgens vermissen. Lieblingsrastplatz: Das Wäscheseil.
HAIR CUT
Ich habe einen Frisörtermin. Eine Empfehlung unserer Nachbarin, der Schweizer Künstlerin. Ein kleines zurückgesetztes Häuschen. „Secrets Spa and Hair Design“ darunter in Deutsch „Tageswellness in Port Hawkesbury“. Die ausgeblichenen Poster verschiedener Frisurenportraits in den Fenstern zeigen mir, dass ich hier richtig bin. Davor 100 Parkplätze. Links daneben weitere 100 Parkplätze, rechts daneben weitere… Also, parken ist schon mal nicht das Problem. Innen, die Wände schwarz, nach oben offen. Einrichtung mittel modern. Robin ist hier für die Haarschnitte zuständig. „Want a messie haircut?“ Messie?!?! Ist das nicht eine Person, die in pathologischer Weise Dinge anhäuft, bis die Wohnung vollständig vermüllt ist? Zaghaft frage ich: „Is it positiv or negativ?“ Schon fängt er mit geübter Hand und schnellen Schnitten an. Dazwischen gesprühtes Wasser. Er kommt von den Philippinen und lebt seit 8 Jahren hier. Hat die kanadische Staatsbürgerschaft. Schätzt das Leben hier. Wenig Verkehr. Wenig Menschen. Fertig ist der Haarschnitt. Sieht flott aus. MESSIE ist in diesem Fall definitiv positiv!
LOCH LOMOND
Wir sind zu Acht im Tahoe. Die Fahrt zu den Oberpfälzern dauert 1 Stunde, davon die Hälfte Schotterweg/Graveled Road. Die Gemeinde von Loch Lomond richtet ein Bavarian Supper aus. Initiiert von einer Gruppe Oberpfälzern, allen voran Fred, ein Urgestein aus Neumarkt, mittlerweile Achzig. Lebt hier in Kanada 9 Monate im Jahr. Er wäre da ganz gut „aufgeräumt“. Zu sechst stehen da die Männer seit 10:00 Uhr und drehen die Rollbraten über dem Holzkohlen-Grill. Sechs Stunden braucht`s bis diese deftige Speise auf unseren Tellern landet. Ein eng gezogenes Absperrband zeigt an, wo wir Alkohol trinken dürfen. Ein Inspector würde kommen und das auch kontrollieren. Drinnen, im Gemeindehaus sind lange Tische aufgebaut. Hier gibt es Kartoffelsalat kanadisch, Kartoffelsalat bayrisch, Kartoffelsalat deutsch, weitere Salate, Dips, das obligatorische Brötchen. Bei diesem hat man nicht den Eindruck, dass das jemals Wasser und Mehl gesehen hat. Und danach Kaffee, Kuchen, Dessert … und Burgenländer Kipferl! Ein wahrer Traum.
.
MACKEREL ON WEDNESDAY
Eingepackt in Alufolie, bestückt mit Butter, Pfeffer, Salz und einem Stück Zitrone brutzeln sechs Makrelen vor sich hin. Erstmal den Grill vorheizen, dann die Hitze zurückdrehen. Die Makrelen brauchen je Seite 7 Minuten. Die eine Große etwas länger. Unsere heutige Fishing Tour, hat nicht lange gedauert. Wir hatten ja einen Ortskundigen dabei, der auch die Handhabung, nachdem wir sie gefangen hatten auf pragmatische Weise gelöst hat… Die zwei kleinsten der 20 gefangenen Fische habe ich für die Adler auf den großen Stein am Rand unserer Wiese gelegt. Meine Gaben werden auch immer gerne abgeholt. Von wem auch immer!?!
ONLY AN APPETIZER
Wir unternehmen den klassischen Sonntagsnachmittagsausflug nach Ile Madame zum Leuchtturm. Ich habe Tee und Marmorkuchen eingepackt. Während uns in diesen Tagen ein heftiger Wind von Südost um die Nase weht, ist hier absolute Windstille. Die Nachricht kommt unerwartet. „Oysters are cooked and ready, you are welcome to join us.“
Ich traue meinen Augen kaum. Ein ganzer Topf voll mit Austern! Wir holen eine nach der anderen aus dem Metalltopf. Sie lassen sich leicht öffnen. Manchmal sind zwei oder drei zusammengewachsen, manchmal noch zwei kleine obendrauf. Manchmal läuft beim Öffnen noch das Salzwasser vom Atlantik raus. Sie schmecken sehr salzig. Was sonst!
Die geschlossenen werden mit dem Messer geöffnet. Hier fragt keiner, ob sie denn genießbar sind, wenn sie sich nicht geöffnet haben. Dachte, das wäre ein ungeschriebenes Gesetz! Bei einigen habe ich den Eindruck, dass sie beim Ansatz des Messers nochmal richtig zu machen. Sich also bewegen...
Am nächsten Morgen erwache ich unversehrt… Der Weißkopfseeadler wird von Möwen mit Geschrei attackiert. Bei jeder Attacke duckt er sich weg. Gelegentlich muss er flatternd sein Gleichgewicht wiederfinden. Irgendwann gleitet er von einem der hohen Bäume Richtung Meer. So nah dran ist er unglaublich groß. Immerhin erreicht er eine Spannweite vom max 2,50 Meter, wird 6 kg schwer und erreicht in freier Wildbahn ein Alter von 20 Jahren.
COEXISTENCE
In die morgendliche Stille hinein kommt vom linken Waldrand her ein Deer. Knabbert an den Sträuchern am Wiesenrand. Da kommt ein kleineres dazu und später noch ein drittes ausgewachsenes Tier. Hoffentlich mögen sie keine neu gepflanzten Hemlocktannen! Sie queren das Grundstück und bleiben für kurze Zeit am Brook. Hier ein Sprung, da ein kurzer Start. Fast so als würden sie miteinander spielen. Kommen zurück auf die Wiese und verschwinden dann im dichten Unterholz. Soviel Natur auf so kleiner Fläche! Ein Stück vom Glück, die Tiere so nah zu sehen. Zufriedenheit macht sich breit – eine Art inneres Einverständnis mit dem Leben, so wie es ist.
LA BANANA
Die weitläufige Golfanlage Cabot Links erstreckt sich spektakulär entlang der Küste von Cape Breton. Wir sind in Inverness und schauen uns respektvoll die atemberaubende Runde entlang der Klippen an. Hier dürften wir auch spielen, vorausgesetzt man traut sich die anspruchsvolle Tour zu. Man kann sich auch von einem Caddie begleiten lassen, weißes Outfit, rotes Cap. Er trägt das Golfbag, gibt Tipps, welchen Schläger man als Nächstes wählt, schätzt die Weite für den nächsten Schlag ein. Im Viererflight sind schon mal 4 Caddies dabei, macht acht Leute. Da wird`s auf dem Grün zum Einputten schon mal ganz schön eng! Wir lassen uns in die Clubsessel sinken, genießen die grandiose Aussicht über das Grün, die Klippen und das Meer. Bin im Entspannungsmodus und freue mich, dass ich gerade nicht gefordert bin!
In der ortsansässigen Brauerei >Route 19 Brewing< stärken wir uns mit BBC Ribs und einem Pale Ale und besuchen im Anschluss die Kunstgalerie Inverness County Centre for the Arts. Da ist diese Kuh, die an einer Banane durch die Lüfte schwebt. Große Heiterkeit! Und schon gehört sie zu uns…
LUNCH IN ST PETERS
Sturm und Regen sind angesagt. Der Wind peitscht Schaumkronen über`s Meer. Kommt von Südosten, mit dieser Ausrichtung sind wir durch den Wald gut geschützt. Wir nutzen eine Regenpause und fahren zum Lunch nach St Peters zu The Farmers Pantry. Das quitschgelbe Haus ist von außen nicht zu übersehen. Innen große Esstische, enge Bestuhlung, Sofas, in denen man bis zu den Kniekehlen versinkt. An den Wänden Artefakte aus dem letzten Jahrtausend. Uns wird versichert, die Croissants sind umwerfend, der Kaffee sowieso und auch der Melasse-Keks, den man warm mit 2 Minipackungen Butter isst. An unserem Tisch sitzt Debbie, die sich sichtlich freut, dass sie mit uns ins Gespräch kommt. Weitere zwei Kanadier kommen an den Tisch. Sie haben eine Lavendelfarm! Und zuhause ist ein VW-Oltimer ihr ganzer Stolz! SIE war vor Jahren in Deutschland und hat in der Küche gearbeitet. Erdbeer-Rhabarber-Kompott wäre das Beste gewesen, was sie je gegessen hätte! Witzig! Ermutigt durch deutsche Anklänge fragt uns ein Österreicher wie wir die Molasse-Kekse fanden. Wie sage ich das nur?!
Ach ja, und fast hätte ich es vergessen… Es gibt Live Musik mit Gitarre. Schöne alte amerikanische Songs vom Leben, von Träumen, von den endlosen Trips auf den Straßen und von einer unerfüllten Liebe, was sonst. Er spielt für ein Trinkgeld. Gläser stehen dafür auf jedem Tisch bereit. Macht er richtig gut! Ich hätte gerne mehr zugehört, aber mit Kanadiern am Tisch, keine Chance. Das Foto zeigt die beste Seite. Bei uns war alles Grau in Grau.
.
.
BONFIRE
Heute wartet ein lauer Spätsommerabend auf uns. Treffpunkt 5:00 pm bei uns am Lagerfeuer. Ich gruppiere 8 Stühle um die Feuerstelle und hole Holz aus der Garage. Selbstgesägtes und selbstgespaltenes Holz. Nachbarn kommen mit dem Kanu vorbei. Ich lade sie ebenfalls zum heutigen Abend ein. Die Quiche ist schon vorbereitet und braucht nur noch eine halbe Stunde im Ofen gebacken werden. Wein und Bier sind kaltgestellt. Die ersten Gäste sind schon da. Jeder bringt was mit. Kuchen, Kekse, Gebäck. Geschichten vom Mond und dessen Einfluss auf unser ganzes Leben. Von Bären, die hier schon lange nicht mehr gesehen wurden. Von Kojoten, die viel schlimmer wären. Von einem Squirrel (Eichhörnchen), einmal eingeschlossen, die Einrichtung eines ganzes Haus verwüsten könnte. Schönes Feuer. Gute Stimmung. Guter Wein. Ein Gruß von den letzten Gästen: COSY UP!
Da muss ich erst mal den Übersetzer Deepl befragen. Innerlich bin bei TIDY UP/ Fröhliches Aufräumen. Aber natürlich heißt es was ganz anderes!
.
SCHNITZEL-PARTY
14 Leute kommen da bei unseren Bekannten zusammen und finden locker auf der Veranda Platz. Die beiden haben Schnitzel vorbereitet. 50 Stück. Man weiß ja nie wer alles vorbeikommt. Diesmal sind es Bekannte der Nachbarn aus Cincinnati/USA, die mit einem gigantischen Camper unterwegs sind. Das Auto hängt bei der Fahrt hinten dran. Sie bleiben drei Tage. Hätten einen Austauschschüler aus Deutschland beherbergt. Good Boy. Der hätte sie im letzten Jahr im Urlaub besucht. Bei einem Besuch in Deutschland wiederum wären sie auf der Suche nach einer BRETZEL gewesen…In Hamburg mit mäßigem Erfolg.
HELP YOURSELF
Die kleinen Makrelen werden an die Vögel verfüttert und so dauert es auch nicht lange, bis die ersten erscheinen...
INDIAN SUMMER
Die ersten Sträucher bekommen leuchtend rote Blätter. Die Birken an den Straßenrändern beginnen mit der Gelbfärbung. Überall ein wenig Wehmut über den scheidenden Sommer zu spüren. Es ist windstill und drückend warm. Die Temperatur wird heute nochmal auf 28 Grad steigen. Da gehen wir natürlich schwimmen. Die Bucht in Port Hood, gleich hinter der Kirche links runter zum Strand, ist eine der schönsten Badestellen. Flaches, klares Wasser, warm, weite Sicht. Kaum Leute. Die Einsiedlerkrebse huschen mit ihren Schneckenhäusern auf dem Rücken über den Sandboden. Im flachen Wasser gut zu erkennen. Eine Familie mit Kindern, die aufgeregt ihre Neuentdeckung zeigen. Den Blick auf den Meeresboden gerichtet, der Versuch, die Besonderheiten des Meeresbodens zu entdecken und festzuhalten. Das Funkeln des Wassers, die Spiegelung der Wellen. Müsste doch zu erhalten sein, für die kalte Jahreszeit!
.
AND IT DOES EXIST !
Tatsächlich wurde am letzten Freitag ein junger BLACK BEAR in Halifax im Park von Dartmouth gesichtet. Mitten in der Stadt! Wegen des morgendlichen Verkehrs hatte er sich auf einen Baum gerettet. Betäubt und angestubst fiel er weich in die bereit gelegten Crash Pads. Alles begleitet von der örtlichen Feuerwehr und Wildlife Officials. So richtig gezählt werden nur die Attacken, nicht die Sichtungen.
Wie so oft wird Cayenne Pfeffer empfohlen, wenn man beim Campen die Bären fern halten will. > These technic seems to work well < weiß die Zeitung The Cronical Herald. Kein Wort davon, dass man ja dann wohl auch die Windrichtung beachten muss!
.
AT HOME
Frankfurt empfängt uns und unzählige Flugzeuge aus der ganzen Welt in den schrägen Parkbuchten neben dem Rollfeld. Hinter unserem Bus der Terminalbus, davor zwei weitere. Totally crowded, würde ich sagen. Der Anschlussflug nach Nürnberg klappt reibungslos. Dank an Reinhard, er bietet uns an uns am Flughafen abzuholen! So schön, ein vertrautes Gesicht zu sehen.
Der Garten ist eine kümmerliche Wildnis. Kein Wunder nach dem heißen Sommer. Ich fühle mich fremd und ein wenig verlassen von der Welt, wie wir da so im Gestrüpp sitzen und unseren Cappuccino trinken. Da braucht es mindestens einen 5-Tage-Schnitt und eine wohlwollende Hand. Das Haus ist seltsam leer. Aufgeräumt. Der Wohnraum wirkt klein, fast beengt. Kompakt. Hier leben wir also für den Rest des Jahres? Zugleich wie eine eigene große Tonne, ein Korb, ein Nest. Rund. Meins. Meine kleine Welt. Letztendlich gemütlich. Mein Geltungsbereich. Mit Zaun. Da bin überall ICH. Unser X3 wirkt putzig.
Kanada dagegen steht für Weite, Wind, die Elemente. Auch ausgeliefert sein. Gefordert sein. Frei sein. Anders sein. Format ‘landscape` nach allen Seiten offen. THINK BIG!